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EU-Tierversuche: Deutschland an zweiter Stelle

von Redaktion

Mindestens 22 Millionen Tiere mussten 2017 in Europa fĂŒr die Wissenschaft leiden und sterben. Nach Großbritannien steht Deutschland damit an zweiter Stelle bei den Tierversuchshochburgen. Das ist das traurige Fazit aus den aktuellen Berichten der EU-Kommission. Der Bundesverband Menschen fĂŒr Tierrechte fordert ein sofortiges Einlenken sowie eine massive Steigerung der Forschungsgelder fĂŒr moderne, tierleidfreie und humanbasierte Verfahren. Skandale, wie jener um das LPT Labor in Hamburg zeigten, dass es ein „Weiter so“ nicht geben dĂŒrfe.

Mit einiger VerspĂ€tung veröffentlichte die EU-Kommission diese Woche ihren Bericht zu den Versuchstierzahlen der EU-Mitgliedsstaaten der Jahre 2015 bis 2017. Demnach sind in der EU fast 10 Millionen Tiere eingesetzt und getötet worden, 2017 waren es fast 9,4 Millionen. UngefĂ€hr 11 Prozent der Tiere litten dabei immer noch in schwer belastenden Versuchen. GegenĂŒber der letzten Statistik von 2011 (knapp 11,4 Millionen) ist zwar ein leichter RĂŒckgang zu erkennen, allerdings sind die Zahlen aufgrund unterschiedlicher Erfassungsmethoden nicht direkt vergleichbar.

Keine Einsicht erkennbar

Der Bundesverband Menschen fĂŒr Tierrechte ist erschĂŒttert, dass die Zahlen nach wie vor so hoch sind, obwohl es höchste Zeit fĂŒr eine Abkehr vom veralteten Konzept Tierversuch ist. Immer noch teilen sich Deutschland (Platz 2), Frankreich (Platz 3) und Großbritannien (Platz 1) die Spitze als Tierversuchshochburgen. In diesen drei LĂ€ndern wurden 2017 wiederholt mehr als die HĂ€lfte der 9,4 Millionen Tiere eingesetzt. Deutschlands Anteil betrĂ€gt dabei 19 Prozent.

22 Millionen Tiere starben im Jahr 2017

Die im Bericht aufgefĂŒhrten 9,4 Millionen umfassen dabei nur die Tiere, die erstmals in Versuchen eingesetzt wurden. Solche, die nur zur Weiterzucht oder mehrfach in Versuchen eingesetzt wurden, fĂŒr die Entnahme von Organen getötet oder bei der Herstellung genetischer Mutanten nicht die gewĂŒnschten Merkmale aufwiesen, tauchen in diesen Zahlen nicht auf. Aus dem Bericht geht jedoch hervor, dass 2017 zusĂ€tzlich fast 12,6 Millionen Tiere gezĂŒchtet und getötet wurden, ohne in Versuchen verwendet worden zu sein. FĂŒr 2017 lĂ€sst sich somit eine Gesamtzahl von mindestens 22 Millionen Tieren ermitteln, die fĂŒr die Wissenschaft sterben mussten.

Am hÀufigsten leiden MÀuse, Ratten und Fische

UngefĂ€hr 88 Prozent der verwendeten Tiere waren MĂ€use, Ratten und Fische. Viele davon waren genetisch verĂ€ndert. Der Anteil gentechnisch verĂ€nderter Tiere steigt stetig an. Dies spiegelt den Trend wider, immer neue tierische Krankheitsmodelle zu „erfinden“ anstatt in humanrelevante Forschungsmodelle zu investieren. Die großen Verlierer sind hier die MĂ€use, die mit ĂŒber 70 Prozent den grĂ¶ĂŸten Teil der genetisch verĂ€nderten Tiere ausmachen. Die Zahl der nicht-menschlichen Primaten stieg in den Jahren 2015 bis 2017 leicht an, wĂ€hrend Versuche an Hunden und Katzen leicht zurĂŒckgingen.

Umkehr ist ĂŒberfĂ€llig

„Es ist beschĂ€mend, dass vor Deutschland zu den SpitzenlĂ€ndern bei den Tierversuchszahlen zĂ€hlt. Seit Jahren stagnieren die Tierversuchszahlen bei uns auf hohem Niveau. Der Forschungsstandort Deutschland muss endlich eine Vorbildfunktion einnehmen und Schrittmacher fĂŒr eine innovative, humanrelevante und zukunftstrĂ€chtige Wissenschaft werden. Dies ist nur mit einer massiven Steigerung der Forschungsgelder fĂŒr moderne tierfreie Techniken möglich – sowohl auf nationaler, als auch auf europĂ€ischer Ebene,“ fordert die Biologin Carolin Speicher, Fachreferentin beim Bundesverband Menschen fĂŒr Tierrechte.

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