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Von Wonig bis Ohnig: Was taugen Honig-Alternativen?

Verbraucherzentrale NRW hat vegane Honigersatzprodukte ĂŒberprĂŒft und kritisiert hohe Preise fĂŒr eher einfache Zutaten.

von Redaktion

08.01.2023

Honig-Alternativen im Check:

Teurer Sirup mit vielen Zusatzstoffen

Die Verbraucherzentrale NRW hat vegane Honigersatzprodukte ĂŒberprĂŒft und kritisiert hohe Preise fĂŒr eher einfache Zutaten.

  • Bis zu acht Zusatzstoffe sind enthalten– vor allem viele SĂŒĂŸungsmittel.
  • Die Fantasienamen der Produkte sind sehr nah am Bezeichnungsschutz fĂŒr Honig und können Verbraucher verwirren.
  • Die Honig-Alternativen sind mit durchschnittlich 20 Euro pro Kilo erheblich teurer als Honig und anderer veganer Sirup.
  • Nur die Bio-Ersatzprodukte enthalten keine Zusatzstoffe oder Aromen und schneiden besser ab.

Honig ist in Deutschland sehr beliebt. Wer vegan lebt oder aus anderen GrĂŒnden auf das tierische Produkt verzichten möchte, findet mittlerweile einige Alternativen auf dem Markt, die den Trend hin zu einer pflanzlichen ErnĂ€hrung aufgreifen. Sie sollen ein veganer Ersatz fĂŒr Honig sein und diesem Ă€hneln. Die Verbraucherzentrale NRW hat ĂŒberprĂŒft, was in den pflanzlichen Varianten steckt und worauf beim Kauf zu achten ist.

FĂŒr den Marktcheck im November 2022 schauten sich die ErnĂ€hrungsfachleute der Verbraucherzentrale NRW in SupermĂ€rkten und im Onlinehandel um. Insgesamt acht vegane Honig-Alternativen, davon zwei Bio-Produkte, haben sie gecheckt. Bewertet wurden die Zusammensetzung, die Kennzeichnung und der Preis der Produkte.

Honig oder Wonig?

Honig ist ein natursĂŒĂŸer Stoff, der von Honigbienen erzeugt wird. Die Bezeichnung „Honig“ ist daher nur diesen Produkten vorbehalten. Die pflanzlichen Alternativprodukte weisen, vor allem optisch, eine große Ähnlichkeit zu Honig auf. Sie werden offiziell als Sirup, Brotaufstriche oder Dessertsoßen verkauft. Diese Bezeichnungen verstecken sich bei der Mehrheit der Produkte aber auf der VerpackungsrĂŒckseite. Auf der Vorderseite hingegen werben fast alle Alternativprodukte prominent mit Fantasienamen wie „Ohnig“, „Honix“, „Hvoney“ oder „Wonig“. Diese weichen nur minimal von der geschĂŒtzten Bezeichnung „Honig“ ab, die HĂ€lfte der Produkte bildet sogar Honiglöffel ab. FĂŒr Verbraucher kann das verwirrend sein. Als Orientierung wichtig fĂŒr Menschen, die sich vegan ernĂ€hren: Alle Produkte weisen im Hauptsichtfeld darauf hin, dass sie vegan sind, also ohne tierische Zutaten auskommen. Bei zwei Produkten ist das allerdings nicht auf den ersten Blick eindeutig wahrnehmbar. Und lediglich zwei Alternativen geben gut sichtbar auf der Vorderseite die maßgeblichen Zutaten an, die den Honig ersetzen sollen, was fĂŒr Verbraucher eine wichtige Information ist.

Zweimal nur Wasser mit Zusatzstoffen

Die HĂ€lfte der Honigalternativen basiert hauptsĂ€chlich auf Tapiokasirup aus der Maniokwurzel oder Reissirup. „Zwei Produkte enthalten aber tatsĂ€chlich nur mit Zusatzstoffen versetztes und aromatisiertes Wasser – und das fĂŒr einen stolzen Preis“, stellt Nora Dittrich fest, die als Referentin fĂŒr ErnĂ€hrung bei der Verbraucherzentrale NRW den Marktcheck betreut hat. Die zwei Bio-Produkte enthalten hauptsĂ€chlich Rohrzucker und kleinere Mengen an Saft- und Pflanzenextrakten. „Richtiger“ Honig, der als natursĂŒĂŸer Stoff von Honigbienen erzeugt wird, besteht aus verschiedenen Zuckerarten, vor allem aus Fruktose und Glukose. Er darf maximal 20 Prozent Wasser und keine anderen Stoffe als Honig enthalten.

In den meisten Alternativprodukten steckt eine ganze Bandbreite an Zusatzstoffen und Aromen, neben SĂŒĂŸungs- und Verdickungsmitteln auch Farbstoffe, SĂ€uerungsmittel, Konservierungsstoffe und ein Stabilisator. Die Spitzenreiter enthalten jeweils acht Zusatzstoffe (zwei davon nicht korrekt und eindeutig gekennzeichnet) und (Honig-)Aroma. Nur die zwei Bio-Produkte auf Rohrzuckerbasis kommen ganz ohne Zusatzstoffe und Aromen aus. Trotzdem liefert keines der ĂŒberprĂŒften Produkte einen relevanten Beitrag zur Versorgung mit essentiellen NĂ€hrstoffen. Dasselbe gilt aber auch fĂŒr andere Sirupe, FruchtdicksĂ€fte, Honig oder Haushaltszucker – sie zĂ€hlen zu den „Extras“ in der Spitze der ErnĂ€hrungspyramide und sollten möglichst sparsam verwendet werden.

Kritik am Preis

Die Ersatzprodukte nutzen den Trend zu veganen Lebensmitteln, sind aber aus Sicht der Verbraucherzentrale NRW völlig ĂŒberteuert: Durchschnittlich zahlen Verbraucher fĂŒr sie 20,77 Euro pro Kilogramm. Im Vergleich dazu kostet ein Kilo Honig im Schnitt rund 13,80 Euro. „Wenn man die Arbeit von Honigbienen und Imker dazu ins VerhĂ€ltnis setzt, ist der Preis fĂŒr den veganen Honig-Ersatz kaum zu rechtfertigen, zumal diese Produkte kaum kostspielige Zutaten enthalten. Im Übrigen sind andere vegane Sirupe, hĂ€ufig in Bio-QualitĂ€t, meist ebenfalls gĂŒnstiger“, kritisiert Nora Dittrich. Ein bisschen Tonkabohne hier und etwas Löwenzahnextrakt dort – das kann nach EinschĂ€tzung der Verbraucherzentrale NRW kein ausreichendes Argument fĂŒr einen solch stolzen Preis sein. Tipp: Veganer Honigersatz lĂ€sst sich auch gĂŒnstig selber herstellen, online gibt es eine Vielzahl verschiedener Rezepte.

Forderungen der Verbraucherzentrale NRW

  • Vegane Lebensmittel sind so zu bezeichnen, dass Verbraucher beim Einkauf eine bewusste Wahl treffen können. Zur klaren Information ĂŒber vegane Honig-Alternativen sollten die Angabe „vegan“ (oder entsprechende Abbildungen) und die maßgeblich verwendete Ersatzzutat gut lesbar und deutlich sichtbar auf der Schauseite erkennbar sein.
  • Um die Verwechslungsgefahr mit Honig zu reduzieren, sollte nach Ansicht der Verbraucherzentrale NRW die Bezeichnung klar, verstĂ€ndlich und prĂ€zise auf der Vorderseite des Produkts zu finden sein und keine fantasievollen Produktnamen und Wortspiele, die nur minimal von der geschĂŒtzten Bezeichnung „Honig“ abweichen.
  • Auf bildliche Darstellungen wie Honiglöffel und BlĂŒten oder Auslobungen wie „bee friendly“ sollte verzichtet werden.
  • Die FĂŒllmenge von Honig-Ersatzprodukten sollte, wie auch fĂŒr Honig und fĂŒr als Brotaufstrich bestimmten Sirup vorgeschrieben, nach Gewicht in Gramm und nicht nach Volumen in Milliliter angegeben werden. Das war bei zwei Produkten im Marktcheck nicht der Fall und erschwert einen Preis- und NĂ€hrwertvergleich.

© Verbraucherzentrale NRW

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