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Walfang in Europa geht wieder los

von Redaktion

Norwegen will Waljagd ausbauen, Walfleisch-Exporte nach Japan bereits drastisch angestiegen

 Ab April gehen norwegische Fischer wieder auf die Jagd nach Zwergwalen – und die Regierung in Oslo forciert einen Ausbau des Walfangs: „Die Auflagen fĂŒr die WaljĂ€ger wurden in den letzten Jahren immer weiter gelockert, die Walfleisch-Exporte nach Japan sind regelrecht explodiert“, kritisiert Dr. Sandra Altherr von der Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife. Mit knapp 5.400 Walen tötete Norwegen in den letzten zehn Jahren mit Abstand die meisten Wale, sogar mehr als Japan (4.748) und Island (839). Außerdem exportierte Norwegen im gleichen Zeitraum etwa 1,17 Millionen kg Walfleisch, davon allein 85 Prozent in den letzten fĂŒnf Jahren (2016-2020).

Walfang-Auflagen werden gestrichen

FĂŒr die aktuelle Saison hat die norwegische Regierung erneut eine eigenmĂ€chtig gesetzte Fangquote von 1.286 Zwergwalen* freigegeben, auch wenn die Zahl tatsĂ€chlich getöteter Tiere immer deutlich niedriger liegt. Pro Wildlife sieht mit Sorge, dass der Walfang staatlich immer stĂ€rker gefördert wird: „Um die Waljagd zu erleichtern, hat die Regierung in Oslo die Auflagen ĂŒber die letzten Jahre sukzessive gelockert. Inspektoren an Bord wurden gestrichen, die Fangsaison ist inzwischen unbegrenzt. Wegen Corona entfallen seit 2020 sogar die SchussprĂŒfungen fĂŒr die SchĂŒtzen“, kritisiert Altherr. Nachdem bereits unter den bisherigen Regelungen jeder fĂŒnfte harpunierte Zwergwal nicht sofort starb und manche Tiere bis zu 15 Minuten litten, befĂŒrchtet die Biologin, dass durch die gelockerten Auflagen der Todeskampf der Wale noch verlĂ€ngert wird.

Walfleischexporte nach Japan wurden ausgebaut

Von den rund 1,17 Millionen kg, die Norwegen seit 2011 offiziell exportiert hat, gingen 98,5 Prozent direkt nach Japan; weitere 37.308 kg wurden nach Island verschifft (vermutlich, um sich dessen teuren Walfleisch-Exporten nach Japan anschließen zu können) und die FĂ€röer-Inseln, eine semi-autonome Region DĂ€nemarks, erhielten 15.115 kg. „Auffallend ist, wie sehr die Exporte Norwegens gerade in den letzten fĂŒnf Jahren nach oben geschossen sind“, betont die Pro Wildlife-Sprecherin. „Die KĂŒhlhĂ€user in Norwegen, die mangels heimischer Nachfrage nach Walfleisch und Walspeck lange Zeit ĂŒberquollen, sollten aktuell ziemlich leer sein. Dies ist fĂŒr uns ein weiteres Indiz, dass die Waljagd intensiviert werden soll.“

Norwegen ignoriert internationale Schutzabkommen

Seit 1986 gilt ein kommerzielles Walfangmoratorium durch die Internationale Walfangkommission (IWC), noch im selben Jahr beschloss das Welt-Artenschutzabkommen CITES ein weltweites Handelsverbot fĂŒr Großwale*. Gegen beide BeschlĂŒsse hat Norwegen Widerspruch eingelegt und ist damit formaljuristisch nicht daran gebunden. „Durch seine eigenmĂ€chtig gesetzten Fangquoten unterminiert Norwegen den Schutz der Wale. Auch die regelmĂ€ĂŸigen Appelle von CITES, keine Exportgenehmigungen fĂŒr Walprodukte auszustellen, werden von Oslo stur ignoriert“, so Altherr abschließend. „Dabei gehört Norwegen zu den reichsten LĂ€ndern der Welt und ist wahrlich nicht auf die Waljagd angewiesen.“

* Zwergwale gehören trotz ihres Namens zu den Großwalen

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