Home TextbeitrĂ€ge Auch Heimtierhandel ist Gefahr fĂŒr Gesundheit

Auch Heimtierhandel ist Gefahr fĂŒr Gesundheit

von Redaktion

Neue Studie: Unregulierter Handel mit zahllosen Arten

MĂŒnchen, 27. April 2020: Zwei Drittel aller neuartigen Infektionskrankheiten, die von Tieren auf den Menschen ĂŒbertragen werden, stammen von Wildtieren. Trotzdem ist der Handel mit Wildtieren nach und in Deutschland bis heute grĂ¶ĂŸtenteils unreguliert. Das zeigt die zweijĂ€hrige Studie „Strategien zur Reduktion der Nachfrage nach als Heimtiere gehaltenen Reptilien, Amphibien und kleinen SĂ€ugetieren“, die Pro Wildlife im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Bundesamt fĂŒr Naturschutz durchfĂŒhrte. JĂ€hrlich werden in Deutschland hunderttausende exotische Tiere gehandelt und das meist völlig legal. Woher die Tiere stammen, ist oft nur schwer nachvollziehbar, da die Einfuhr von lebenden Wildtieren nach Deutschland nur sehr lĂŒckenhaft erfasst wird.

„Der legale Handel mit Wildtieren ist ein riesiges GeschĂ€ft und in Deutschland und in der EU kaum reguliert. Es gibt keine genauen Zahlen, wie viele Tiere jĂ€hrlich nach Deutschland importiert werden, ganz zu schweigen von den Krankheitserregern, die diese mit sich bringen“, erklĂ€rt Katharina Lameter von der Artenschutzorganisation Pro Wildlife. Auch Tiere aus freier Natur dĂŒrfen noch immer gehandelt werden. Zudem sind HĂ€ndler nicht verpflichtet, Angaben zur Herkunft der Tiere zu machen.

In der jĂŒngst veröffentlichten Studie fanden die Autorinnen in einem Jahr mehr als 2.000 verschiedene Wildtierarten im deutschen Heimtierhandel, davon fast 200 exotische SĂ€ugetierarten. 88 Arten waren Nagetiere, 23 Primaten sowie drei Arten Flughunde. Diese drei Gruppen sind fĂŒr die Übertragung von Zoonosen besonders relevant. Flughunde und FledermĂ€use gelten beispielsweise als Ursprung von Krankheiten wie COVID-19, Ebola, Nipah-Virus-Infektion, Marburg-Fieber und SARS. „Die Politik hat den Wildtierhandel bisher viel zu wenig beachtet. 75 Prozent der gehandelten Arten sind nicht geschĂŒtzt, der Handel mit diesen Tieren wird nicht einmal erfasst“, erklĂ€rt Lameter.

„Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist nur ein Beispiel fĂŒr eine lange Liste an Krankheiten, die von Wildtieren auf den Menschen ĂŒbertragen werden können. Wissenschaftler und die WHO weisen Behauptungen zurĂŒck, das Virus sei in einem Labor hergestellt worden. Höchstwahrscheinlich stammt das Virus von FledermĂ€usen und wurde ĂŒber einen Zwischenwirt auf den Menschen ĂŒbertragen.“, so Lameter. Ein tödlicher Erreger, der von exotischen Heimtieren in Deutschland ĂŒbertragen wurde, ist das Bunthörnchen-Bornavirus. In den USA ĂŒbertrugen PrĂ€riehunde Affenpocken. Die Vogelgrippe H5N1, die ĂŒber Zugvögel nach Europa kam, wurde auch in gehandelten Papageien nachgewiesen. In diesem Zusammenhang und basierend auf einem Gutachten der EuropĂ€ischen Behörde fĂŒr Lebensmittelsicherheit fĂŒhrte die EuropĂ€ische Union 2005 ein EU-weites Importverbot fĂŒr Wildvögel ein. Einfuhren lebender Wildvögel in die EU sind nur aus registrierten Zuchtbetrieben möglich.

„Wir brauchen dringend prĂ€ventive Maßnahmen und strengere Gesetze. Wie beim Wildvogelhandel brauchen wir auch ein Importverbot fĂŒr alle anderen Wildtiere, mit nur wenigen und klar definierten Ausnahmen, um den zerstörerischen Handel zu beenden und Menschen und Tiere vor Krankheitserregern zu schĂŒtzen. Auch eine Positivliste, die ausschließlich die Haltung und den Handel von Tierarten erlaubt, die aus Tier- und Artenschutzsicht sowie unter BerĂŒcksichtigung gesundheitlicher Aspekte unbedenklich sind, wĂ€re ein geeignetes Instrument“, so Lameter abschließend.

Fotos: Pro Wildlife

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